Eisleben - Mohn und Halden

Unser Gewinnerbild aus dem Fotowettbewerb kommt von Carolin Pietsch.

Lutherstadt Eisleben

Historie. Vielfalt. Pyramiden.

Wappen Eisleben

Postleitzahl: 06295

Einwohnerzahl: 22.404

Fläche: 143,8 km²

Ortsteile: 11

Bürgermeister: Carsten Staub (seit 2020)

Städtepartnerschaften: Raismes (Frankreich), Herne, Memmingen, Weinheim

Interview mit dem Bürgermeister Carsten Staub

Wir waren zu Besuch beim amtierenden Eisleber Bürgermeister, Carsten Staub, und durften mit ihm ein interessantes Gespräch über die Besonderheiten der Lutherstadt und ihren Ortsteilen führen.

Carsten Staub - Bürgermeister Eisleben
Bürgermeister Carsten Staub, Foto: Luth. Eisleben
Hallo Herr Staub, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für uns genommen haben. Was glauben Sie, schätzen die Bürgerinnen und Bürger an Ihrer Gemeinde? Was ist das Besondere an Ihrer Gemeinde?

Die Bürgerinnen und Bürger schätzen an ihrer Stadt, der Lutherstadt Eisleben, die Offenheit und die Klarheit. Wir sind hier mit dem Herzen dabei. Der Eisleber spricht aus, was ihm auf der Seele brennt, was ihm am Herzen liegt. Diese Ehrlichkeit schätze ich persönlich sehr. Das ist es, glaube ich, was uns ausmacht, die Ehrlichkeit, die Herzlichkeit und die Verbundenheit mit unserer Heimat, das Mansfelder Land.

Dann natürlich die Vielfalt hier in der Lutherstadt Eisleben. Wir haben 11 Ortsteile, von denen jeder einzigartig ist, eigene Facetten hat, eine eigene Geschichte, Bräuche, Traditionen, landschaftliche Reize, eine bunte und vielfältige Vereinsstruktur. Die Ortsbilder sind geprägt von einem hohen ehrenamtlichen Engagement in unterschiedlichen Bereichen – im Sport und im kulturellen Bereich.

Aber auch die Lage der Lutherstadt Eisleben selbst, im Herzen des Landkreises, in der Nähe zum Harz und zum Süßen See und vor allen Dingen zur Metropolregion Halle/ Leipzig. Infrastrukturell sind wir gut aufgestellt. Wir haben eine S-Bahn Anbindung, was Ein- und Auspendlern sehr entgegenkommt, eine hervorragende Verkehrsanbindung für Autofahrer über die Bundesstraße 80 bis hin zur Autobahn 38 in unmittelbarer Nähe.

Gerade den ländlichen Raum erwarten momentan viele Herausforderungen. Welche Strukturwandel-Projekte haben Sie sich in Ihrer Amtszeit vorgenommen und wie ist der aktuelle Stand?

Durch die Reviervereinbarung gibt es ein gewisses Finanzbudget, rund 308 Millionen Euro, die zu vergeben sind. Jede Kommune hatte in den vergangenen Monaten die Chance, Projekte vorzustellen. Wir haben im Lenkungsbeirat des Landkreises diese Chance mehrfach genutzt und unsere Projekte vorgestellt. Ende Mai gibt es dann die finale Liste, welche Projekte, in welcher Gemeinde beantragt werden sollen.

Anfang dieses Jahres haben wir ein städtisches Projekt vorgestellt. Wir möchten unseren Stadtpark zum Bürger- und Energiepark ausbauen. Damit die grüne Vielfalt erhalten bleibt. Der Park hat eine Klimafunktion für unsere Stadt, die zur Verbesserung der Luftqualität beiträgt. Das Ganze soll kombiniert werden mit einem höheren Erholungscharakter im Bereich der Freizeitgestaltung im Stadtzentrum.

Auch die Entwicklung der wieder entdeckten Königspfalz im Ortsteil Helfta planen wir umzusetzen. Ein weiteres Projekt, was uns am Herzen liegt, ist der Neubau einer Kita- und Hortkombination. Bis 2030 haben wir nachweislich einen sehr hohen Hortbedarf. Unser Ziel ist es, eine Begegnungsstätte zu schaffen, in der Kinder vom Krippen-, Kita- bis hin zum Hortbereich einheitlich betreut werden.

Das wären die Projekte, die konkret die Lutherstadt Eisleben einbringt. Es werden jedoch auch noch verschiedene andere Projekte von unterschiedlichen Trägern begleitet. Seitens unserer Stadtwerke wurde ein energetisches Thema – ein Geothermie-Projekt, im Rahmen eines Neubaus der Wohnungsbaugesellschaft im Bereich der Dachsoldstraße, im Ortsteil Helfta vorgestellt.
Gemeinsam mit Landkreis und der SEG soll ein „MakerLab“ in der ehemaligen Zweijahresschule, in der Querfurter Straße, zu einem Coworking Space entwickelt werden. Hier soll eine Arbeitsstätte entstehen, wo sich kreative Köpfe bzw. junge Unternehmer verwirklichen können. Kooperationspartner ist hier die Martin-Luther-Universität Halle.

Ich freue mich schon darauf und hoffe, dass viele Projekte positiv beschieden werden können.

Ein starker Motor des Strukturwandels ist sicherlich die Industrie. Welche Branchenschwerpunkte sehen Sie in der Gemeinde?

Seit über 30 Jahren haben wir mit „Aryzta“ einen der weltweit führenden Tiefkühlbackwarenhersteller am Standort in Eisleben, mit über 1.000, zu Spitzenzeiten bis zu 2.000 Beschäftigten, mittlerweile in sieben Werken. Wir haben aber auch Unternehmen der Elektrotechnik ganz stark vertreten. Geprägt ist unsere Region aber vor allen Dingen durch ein breites Spektrum von kleinen und mittelständischen Unternehmen und Handwerksbetrieben.

Als Stadt sind wir bestrebt, weitere Industriebetriebe anzusiedeln. Gerade jetzt sind wir in der finalen Phase Flächen des Industriegebietes in Rothenschirmbach zu verkaufen.

Das klingt spannend. Was bietet Ihre Gemeinde jungen Menschen, damit sie bleiben?

Warum bleiben junge Menschen nach der Schule in ihrer Heimat? Weil sie eine berufliche Perspektive haben. Und genau das können wir ihnen bieten – eine breitgefächerte Ausbildungslandschaft. Nahezu jedes unserer Unternehmen, jeder Handwerksbetrieb bildet aus, sucht Auszubildende, fragt nach Fachkräften.

Fundament dafür ist eine fundierte Schulbildung. Die Lutherstadt Eisleben hält alle Schulzweige vor – Sekundarschule, Gymnasium, Fachoberschule. Warum bleiben junge Menschen noch nach der Schule in ihrer Heimat? – Weil sie sich mit ihr verbunden fühlen, hier integriert sind. Da spielen unsere vielen Vereine ein ganz entscheidende Rolle. Wer in einem Verein aufwächst, fest eingebunden ist, hier einen festen Freundeskreis hat, denkt zweimal darüber nach, ob man sich davon löst und die Zelte abbricht. Das ist ein wichtiger Baustein. Und wer seine Ausbildung erfolgreich geschafft hat, braucht sich um seine berufliche Zukunft keine Sorgen zu machen, hier, in der Region auch Arbeit zu finden.

Andere Faktoren, die nicht minder wichtig sind, ist natürlich eine gute Wohnqualität. Da bieten wir gerade mit unserer Wohnungsbaugesellschaft sehr viele Möglichkeiten an. Junges Wohnen während der Ausbildung und später vielleicht die eigenen vier Wände im Einfamilien- und im Mehrfamilienhausbereich – Mietsituationen, die individuell auf die einzelnen Bedürfnisse und Lebensabschnitte zugeschnitten sind. Für Familien, und junge Menschen, die eine gründen wollen, halten wir ein Vielzahl von hervorragenden Kindereinrichtungen in unserem Eigenbetrieb und in freier Trägerschaft zur Betreuung und Frühförderung vor. Die Kindertageseinrichtungen unseres Eigenbetriebes verfolgen jeweils ein eigenes pädagogisches Konzept. Zudem sind wir in der glücklichen Situation, dass wir an allen vier Grundschulen Horte anbieten können. Unser Ziel ist es, jedem Elternteil auch einen Hortplatz anzubieten.  Vor kurzem konnten wir unseren Kita-Plan fortschreiben. Wir müssen keine Kita schließen.

Das macht es im Ganzen aus, ein guter Arbeitsplatz, eine gute Wohnsituation und, dass ich weiß, dass meine Kinder gut betreut werden.

Nicht zu unterschätzen für eine attraktive Wohnsituation sind die „weichen“ Faktoren. Von hier aus haben wir kurze Strecken nach Leipzig und Halle oder Erfurt. Es gibt eine gute Infrastruktur, mit S-Bahn Anbindung und der Nähe zur Autobahn. Außerdem kann hier Kultur- und eine breite Vereinslandschaft angeboten werden. Wir haben das Glück, dass wir hier das Theater des Landkreises beherbergen, wir haben Gaststätten, einige Kneipen und Bars – also auch in den Abendstunden kann man in Eisleben etwas unternehmen.

Wo sehen Sie Chancen in der Zusammenarbeit mit der SEG?

Mit der SEG sind wir seit ihrer Gründung – damals noch die SMG – im engen Austausch, zu den unterschiedlichsten Projekten. Wir sind in vielen Bereichen gemeinsam unterwegs und unterstützen bei der Realisierung von Projekten, wie beispielsweise dem „MakerLab“ oder dem Strukturwandelprojekt „Smarte Mobilitätsstation“. Wir tauschen uns über Flächenbedarfe und Investorenanfragen aus und arbeiten auf verschiedenen Ebenen zusammen. Auch bei Workshops im Bereich Tourismus oder dem Radwegekonzept sehe ich die SEG als sehr gute Ergänzung in der städtischen Arbeit.

Welche touristischen Highlights bietet die Gemeinde?

Wir haben hier seit 1996 UNESCO Welterbestätten mit den Luthermuseen – das Geburts– und Sterbehaus Dr. Martin Luthers. Dazu kommen authentische Orte aus Luthers Leben, wie die St. Andreaskirche, die kurz vor der Wiedereröffnung steht oder das Zentrum Taufe in der St. Petrikirche.

Unsere Innenstadt birgt grüne Inseln, wie den Stadtpark oder die Stadtterrassen, die jetzt gerade in voller Blüte stehen. Wir sind eine von drei Städten in Sachsen-Anhalt, die einen „Campo Santo“ besitzen – eine Friedhofsanlage aus dem 16. Jahrhundert nach italienischem Vorbild. Er wird heute als Parkanlage genutzt.
Wir bieten Möglichkeiten die Stadt zu Fuß oder per Rad zu entdecken. Sei es bei einem geführten Stadtrundgang, von der Tourist-Information oder ganz individuelle Stadtführungen mit einem Audioguide.

Ein weiteres Highlight ist das Kloster St. Marien zu Helfta, wo man noch richtiges Klosterleben hautnah erleben kann. Seit 1999 leben dort wieder Nonnen und bieten Führungen über das weitläufige Areal mit seinem Klostergarten an.

Wir möchten unser Interview abschließen mit der Frage, wie man Sie am besten erreichen kann? Per Mail, Telefon oder persönlich?

Mich kann man auf ganz verschiedenen Wegen erreichen. Natürlich gern persönlich, ich biete regelmäßig Bürgermeistersprechstunden an. Da kann man sich vorher anmelden und dann können wir Herausforderungen gemeinsam besprechen und angehen. Man erreicht mich aber auch per E-Mail oder Telefon. Und natürlich kann man mich auch einfach bei den einzelnen Ausschuss- oder Stadtratssitzungen oder den verschiedenen Festivitäten ansprechen.

Vielfalt in Freizeit und Kultur

Das Vereinsleben in der Gemeinde Eisleben ist sehr vielseitig. Egal ob es etwas sportliches, soziales oder handwerkliches sein soll – in Eisleben und den Ortsteilen gibt es für Jeden den passenden Verein.

So verfügt allein der Fußballverein MSV Eisleben über 11 Mannschaften, darunter Herrenmannschaften in den Kreis- und Landesligen und Juniorenmannschaften in den Altersklassen A bis F. Des Weiteren gibt es den Verein für Integration, Beschäftigung und Soziales e.V., den Kinder- und Jugendchor der Lutherstadt Eisleben und den Kreisbehindertenverband Eisleben e.V. Abgerundet wird dieses abwechslungsreiche Angebot mit einem Tauchsportklub, dem Verband der Gartenfreunde Mansfelder Land – Eisleben e.V. sowie der Kampfkunstschule Budokan.

Viele dieser Vereine existieren bereits seit mehr als zehn Jahren und sorgen so für facettenreiche Beschäftigungsmöglichkeiten in der Region für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Eisleben - Frühlingswiese
Frühlingswiese in Eisleben

Zu den Highlights der Gemeinde zählen aber auch kulturelle Veranstaltungen und Feste, wie der Eisleber Wiesenmarkt.

Die Feste sind stark mit der Region verwurzelt und Teil der Identifikation. In diesem Jahr wurde bereits die 26. Frühlingswiese gefeiert. Diese bietet einerseits einen kleinen Vorgeschmack auf die große Wiese und anderseits können sich Händler und Gewerbetreibende auf der „Reforma“ – einer Gewerbeschau – präsentieren. Eine lange Tradition hat der Eisleber Wiesenmarkt, der im vergangenen Jahr bereits zum 500. Mal begangen wurde. Einst als Vieh- und Ochsenmarkt gestartet, zieht das größte Volksfest Mitteldeutschlands heute zahlreiche Besucher aus nah und fern an. Die Eisleber Wiese gehört zu den zehn größten Volksfesten Deutschlands.

Der Eigenbetrieb Märkte der Lutherstadt Eisleben hat aber noch viele weitere Termine im Jahreskalender, die nicht minder wichtig sind.  Regelmäßige Wochenmärkte, einen Blumen- und Pflanzenmarkt, Luthers Geburtstagsfest und der Weihnachtsmarkt. Aber auch neue Formate will die Stadt bespielen und hat seit einigen Jahren den „Advent in Luthers Höfen.

Neu hinzu kommen in diesem Jahr die „Eisleber Sommerhöfe“, zu denen die Stadt am 17. Juni einlädt. “In den Höfen der Innenstadt kann man die Sommernacht gemütlich verbringen, essen und trinken und sich verschiedene Handwerkskünste anschauen. Wir überlegen auch, in den nächsten Jahren die Kulturnacht zu revitalisieren, um Kabarett und Theater unter freiem Himmel erlebbar zu machen”, sagt Carsten Staub, Bürgermeister von Eisleben.

Darüber hinaus laden auch die Ortschaften über das Jahr verteilt zu ganz verschiedenen Festivitäten ein.

Wirtschaftsstandort Eisleben

Die Stadtwerke Eisleben, als 100-prozentige “Tochter” der Lutherstadt Eisleben, war bereits in den vergangenen Jahren sehr stark beim Thema „Breitbandausbau“ tätig. Alle Schulen und die Verwaltungsobjekte sind bereits mit schnellem Internet ausgestattet. Auch im öffentlichen Raum gibt es mit dem Luther WLAN, an touristisch relevanten Standorten, ein kostenfreies Angebot für Einheimische und Besucher. Das ehemals geförderte Projekt wird seit 2017 umgesetzt und erweitert und soll auch weiterhin betrieben werden.

Das Thema Energie spielt in Eisleben eine wichtige Rolle und betrifft die städtischen Objekte, aber auch die Objekte des Landes und des Landkreises in der Stadt, immer verbunden mit der Frage: Wie können hier lukrative Angebote und langfristige Sicherung erfolgen?

So ist im Bereich der Geothermie der Ausbau der grünen Fernwärme geplant. “Für uns ein wichtiger Schritt, denn seitens der Stadtwerke haben wir schon zahlreiche Anfragen bekommen, was wir tun können, um Bürgerinnen und Bürger bei der Frage nach einer sicheren und nachhaltigen Energieversorgung zu unterstützen. Eine neue Heizungsanlage ist das eine, aber wenn sich das Haus nicht dämmen lässt oder nicht gedämmt ist, ist ein Fernwärmeangebot ein wichtiger Baustein, um den Bürgerinnen und Bürgern die Angst, vor dem was da noch kommen könnte, zu nehmen” erklärt Bürgermeister Carsten Staub.

Das Geothermie-Projekt der Stadtwerke ist bereits positiv beschieden und theoretisch könnte schon losgelegt werden. Die aktuellen Preissteigerungen im Baugewerbe haben jedoch bisher den Baustart verzögert. Carsten Staub hofft, dass im Laufe dieses Jahres eine tragfähige Lösung gefunden und gestartet werden kann. Entweder auf herkömmliche Bauweise oder möglicherweise auf Holzständerbauweise, um Bauzeit und Baukosten zu sparen.

Rothenschirmbach
Industriegebiet an der A 38

Beim Thema Neuansiedlung von Industrie befindet sich die Stadt Eisleben aktuell in der finalen Phase, Flächen des Industriegebietes in Rothenschirmbach zu verkaufen. Einige vielversprechende Investoren haben dafür vorgesprochen und ihre Projekte vorgestellt. “Mein Ziel ist es, dass wir Anfang Mai, gemeinsam mit dem Stadtrat, die finale Entscheidung treffen und, dass wir Ende Mai dann auch ganz klar nach außen kommunizieren können, was dort geplant ist. Wir sind gespannt und erleichtert, denn es ist nicht einfach in der heutigen Zeit ein Industriegebiet zu entwickeln und zu vermarkten”, sagt Carsten Staub. Die Bedingungen in Rothenschirmbach sind für eine Industrieansiedlung optimal. Denn das Areal liegt direkt an der Autobahn A38, Bebauungshöhen sind bis zu 40 Meter und auch 24 Stunden Betrieb ist möglich. Die Fläche ist von mehreren Seiten erschlossen und liegt verkehrsgünstig an der A38, nicht weit von Leipzig und nicht weit vom südlichen Teil Deutschlands durch die A 71.

NEWSaus Eisleben


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