Dankeschön! Strukturwandel ist derzeit ein großes Thema. Welche Projekte haben Sie sich denn hier in Ihrer Amtszeit vorgenommen und wie ist da der aktuelle Stand?

Das ist ein nicht ganz leichtes Thema für die gesamte Region und auch die Einheitsgemeinde. So gerne ich gestaltend auf diesem Gebiet tätig wäre, die Existenz der sogenannten Hohenmölsener Liste aus dem Treffen am 10. Juli 2020 mit dem Ministerpräsidenten wurde vor meiner Wahl aufgestellt. Darin sind wir nicht so bedacht, wie dies wünschenswert wäre. Meine Aufgabe besteht im Wesentlichen darin, zu verhindern, dass Regionen an diesen Mitteln partizipieren, die von dem Strukturwandel kaum oder gar nicht betroffen sind. Die Ressourcen unserer Verwaltung hierzu sind sehr überschaubar und das ist noch freundlich dargestellt.

Ja, es ist wichtig, dass es in der Einheitsgemeinde eine gute Entwicklung gibt und da gäbe es viel, was ich eigentlich über den Strukturwandel auf den Weg bringen würde. Aber schauen wir mal, ob sich da noch „Türen öffnen“. Wenn ja, dann wird die Einheitsgemeinde da sein. Aber wichtig ist, dass die Große-Region, die lange die Lasten der Energieversorgung mit Kohle getragen hat, an dem Strukturwandel wächst und sich gut entwickelt, auch wenn es ein anderer Bereich im Landkreis oder der Region ist.

Und weil es hier gut passt: Ja wir sind gerne auch weiterhin Energie-Erzeugungsland, aber das die Lebensqualität unter den Windparks vor Ort eingeschränkt wird und die Erlöse aus dieser Windenergie nur in anderen Regionen ankommt, wird es nicht geben. Ich freue mich, dass wir bei zukünftigen Windparks auch eine aktive Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger der Einheitsgemeinde ermöglichen können. Diesbezüglich werden wir in den nächsten Monaten Angebote bekanntgeben.

Welche Branchenschwerpunkte, Unternehmen und/ oder Vereine gibt es in der Einheitsgemeinde?

Die Stärke der Einheitsgemeinde ist, dass wir sehr gut und sehr breit aufgestellt sind in viele Branchen. Mit jeweils einer Firma im Bereich Logistik / Baustoffe einerseits und Getränkevertrieb andererseits haben wir auch so etwas wie „Hidden Champions“ in der Region, auf die wir sehr stolz sind und die einer guten Zahl Menschen sichere Arbeit gibt.

Wir haben in der Einheitsgemeinde über 55 Vereine und es gibt kaum ein Gebiet der Hobbies, zu denen es kein entsprechendes Angebot gibt.

Was bietet Ihre Gemeinde jungen Menschen, damit sie hierbleiben?

Wir wollen, dass unsere Kinder bzw. Enkel in der Region bleiben können, auch wenn Sie zur Ausbildung und zum Studium zeitweilig in anderen Teilen Deutschlands sind. Wo man als Kind gerne gelebt hat, da möchte man doch auch gerne bleiben und seine eigenen Kinder aufwachsen lassen. Aber wir sind auch sehr offen für Menschen, die im Großraum Halle/Leipzig einen schönen ruhigen Ort suchen, um heimisch zu werden. Attraktive Grundstücke, eine Bauverwaltung, die versucht, alles möglich zu machen verbunden mit den familiären bzw. sozialen Netzwerken sind Rahmenbedingungen, die wir weiter stärken werden. Wenn das Land Sachsen-Anhalt bei der einen oder anderen Landesstraße noch etwas aktiver an unserer Seite steht, dann freut uns das. Ja, Belleben ist für viele der nächstgelegene Umsteigepunkt zum ÖPNV und das wird sich leider auch nicht ändern, aber solange dort ausreichend und kostenfreie sowie sichere Parkplätze sind, werden wir uns auch weiterhin mit diesem Umsteigepunkt arrangieren. Eine direkte Busverbindung dorthin würde die Attraktivität jedoch noch erhöhen.

Gibt es einen Moment in Ihrer Amtszeit, der Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Es ist meine erste Amtszeit, sie ist geprägt von vielen neuen, auch ersten Eindrücken. Es ist nicht DER Moment, es sind die Momente, in denen der Austausch mit den Menschen stattfindet, die Momente, wo erkannt wird, dass der Bürgermeister sich kümmert, die Momente, in denen ich die tatsächliche Situation vermitteln muss aber dies nicht auf Abneigung, sondern Verständnis trifft. Die Momente, in denen die Menschen wahrnehmen, er ist offen, ehrlich und glaubhaft.

Könnten Sie mir erzählen, was Ihr größer Erfolg als Bürgermeister war?

Vielen Dank für die Frage, aber das ist eine Frage für das Ende meiner ersten Amtszeit im Jahre 2028. Als großes Glück werte ich die Vorarbeit, die Bürgermeister Siegfried Schwarz in den vergangenen mehr als 30 Jahren gelegt hat und die gute Zusammenarbeit mit den gewählten Vertretern im Stadtrat und den Bürgermeistern der Ortsteile. Die schon länger bestehende Haushaltslage macht es für mich, die Verwaltung und den Stadtrat mit der Entwicklung der gewünschten Richtung nicht so leicht, aber ich freue mich über den Gestaltungswillen und die Unterstützung aus Reihen des Stadtrates. Ja, ich habe viele Ideen für meine Heimat und Ihre Menschen. Es ist mir wichtig, die Menschen für die Ideen genauso zu gewinnen, wie der Stadtrat für diese Ideen gewonnen werden muss.

Und als Ziel habe ich, dass wenn ich mal nicht mehr Bürgermeister hier bin, dass ich weiterhin genauso freundlich auf der Straße gegrüßt und angesprochen werde.

Wo möchten Sie mit Ihrer Gemeinde noch hin?

Ich möchte die Friktionen und Irritationen, die in den 14 Monaten vor meiner Amtszeit aufgetreten sind, egalisieren. Die Einheitsgemeinde möchte in der kommunalen Familie wieder ein vollwertiges Mitglied werden. Ich möchte das Gerbstedt, als östlichste Mitgliedskommune im Landkreis Mansfeld-Südharz, den Landkreis auch wieder bis zur Saale wahrnehmbar sein lässt. Unsere Strukturschwäche bisher können wir in eine Strukturstärke in Zukunft wandeln. Vor Ort sind wir uns alle über die Herausforderungen bewusst, nichts zu tun ist hierbei jedoch keine Alternative. Ich will, das Unternehmen sich gerne hier ansiedeln und die, die schon hier sind sich leicht, gut und sicher erweitern können. Nicht genügende Gewerbeflächen, Hemmnisse bei der Erschließung zusätzlicher notwendiger Flächen werde ich zielgerichtet abbauen. Die politische gewollte und notwendige Energiewende bietet für Gerbstedt mehr Chancen als Hemmnisse. Wir könne hier aktuell gestalten, bevor durch das Land gestaltet wird.

Was ist ihr Lieblingsplatz in der Einheitsgemeinde?

Auf unserer Terrasse gemeinsam mit meiner Frau mich über die guten Wege unserer beiden Kinder zu erfreuen und dabei den schönen Blick in die Heimat genießen.

Wie kann man Sie am besten erreichen?

Den Bürgermeister der Stadt Gerbstedt Ulf Döring spricht man einfach an … unkompliziert, direkt, persönlich. Hier lebe ich, hier kaufe ich ein, hier bin ich ansprechbar und ich freue mich, dass die Menschen das auch tun. Den Weg mit E-Mail nutzen ebenfalls viele Bürger und Bürgerinnen, im Rathaus bin ich sehr gut telefonisch erreichbar und jeder Feuerwehrmann und jede Feuerwehrfrau, jeder Gewerbetreibende, jeder Vereinspräsident sollte meine private Handynummer haben oder bekommt Sie von mir. Direkt und spontan ein Besuch im Rathaus ist auch nicht so selten wie man denken würde, das sind die berechtigten Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger – ich bin für die Menschen da!